Es ist grad zur rechten Zeit zu mir gekommen, das Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse. „Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen“. Eine liebe Freundin hat mir es mir geschickt und es berührt mich grad sehr – „….blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern“. Das Durchschreiten der Räume des Lebens, einen nach dem anderen, der unterschiedlichen Interessensgebiete, Themen, Lebensabschnitte, Lebensaufgaben oder eben Lebensstufen, wie Hermann Hesse es formuliert.

Das waren schon viele Räume, das wird mir gerade klar. Jetzt wo ein Wohnortswechsel ansteht und ich viele meiner Ordner entmiste und durchlichte.

Rückblickend gibt es kleinere Räume, die nur kurz „erblühen“ – um in Hermann Hesses Sprache zu bleiben (die mir sehr entgegenkommt :). Und es gibt auch große Räume. Wenn ich in seinem „Blühkontext“ bleibe, ist so ein großer Raum wie eine Pflanze, ein Baum vielleicht, der über viele Jahre unermüdlich, unerschöpflich eine Blüte nach der anderen öffnet, bis er dann wirklich ausgeblüht ist, jeden Samen zur Reife gebracht hat und verteilt hat.

Ich merke, es braucht Mut, den alten Raum hinter sich zu lassen und sich einem neuen zuzuwenden. „Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne,…“, heißt es da in dem Gedicht. Vielleicht braucht es da den „Geist“ einer Pionierpflanze. Ihre Aufgabe ist es, neue Räume zu erschließen, neu entstandenes, unbekanntes Terrain zu besiedeln. Sie ist bestens dafür ausgerüstet, voller Tatkraft den Ort bewohnbar zu machen, zuerst für sie, dann für alle, die dadurch nachkommen können.

Die große Frage, „Und was ist jetzt dran?“ – mit der bin ich wahrscheinlich nicht allein…. Welcher Raum will sich noch öffnen, will noch betreten werden?

Aber was, wenn dieser neue Raum noch gar nicht sichtbar ist, konsequent im Nebel verhüllt ist? Vielleicht gibt es den Raum ja noch gar nicht, oder es gibt ihn, aber er ist noch völlig „unpassierbar“.

Naja, zumindest die Richtung ist klar – immer der Freude nach! Also, was spürt sich nach Freude an und lässt mein Herz höher schlagen!?

Was wirklich dran ist, das zeigt sich immer deutlicher. Nicht verzweifelt nach dem neuen Raum Ausschau halten, sondern einfach nur, einen Schritt nach dem anderen gehen, mit dem Blick und der Aufmerksamkeit am Weg. Ohne das Ziel konkret vor Augen zu haben. Wegweiser ist dann die Freude. Was natürlich hilft – mir jedenfalls – ist, die Schönheit des Weges zu sehen, die vielen wunderbaren Blumen, die am Wegesrand auf uns warten. Jede einzelne ein Gruß von oben 🙂

Schritt für Schritt, mal kleine Schritte, mal große Schritte bis man merkt, man steht schon mittendrin im neuen Raum.

Momentan steh ich noch mittendrin im Altpapierhaufen – und frage mich, wie wichtig sind für mich denn noch Unterlagen wie Genetische Untersuchungen zur Kohlverwandtschaft oder der Aufbau von Klostergärten – darf ich sie beherzt dem Altpapier anvertrauen!? Dankbar, dass das Durchschreiten all dieser alten Räume mich hierher gebracht hat, wo ich heute bin….

Ich spür jetzt grad eine große Berührtheit (die mich in letzter Zeit immer wieder überkommt) – mir wird so bewusst, mehr als jemals zuvor, dass es im neuen Raum um Verbundenheit geht. Und um Verbundenheit geht es auch bei meinem neuen Angebot, dem DialogKreis „Das Menschsein zum Erblühen bringen“. Es ist ein Innehalten, ganz bei sich Ankommen, gemeinsam ein Thema Erforschen und Schauen was Neues daraus entsteht. Ich freu mich schon so sehr darauf, gemeinsam neue Wege zu entdecken! Über jede/n von euch, die/der mit mir diesen Blick aufs Neue wagt und gemeinsam erforscht.