Die beeindruckende Blüte der Pracht-Königskerzen neigt sich langsam dem Ende zu. Über Wochen hat sie die Purbacher Heide in ein einzigartiges strahlendes Leuchten verwandelt. Trotz der Kleinheit ihrer Blüten leuchten die Pflanzen weithin in einem strahlenden hellen Gelb, wie flammende Schwerter oder Leuchtfeuer – sehr faszinierend. Unterschiedliche Assoziationen steigen da auf – der Vergleich mit einem Leuchtturm beispielsweise. Ein Leuchtturm, dessen Bestimmung es ist zu leuchten, aus sich selbst heraus, der ganz bei sich ist, ganz in der Ruhe, ganz in der Ausdehnung.
Es war die Aussage eines lieben Freundes beim prachtvollen Anblick der vielen Kerzen, die noch eine ganz andere, für mich neue Assoziation wachgerufen hat. „Was ist, wenn die eigentliche Aufgabe in den vielen kleinen Blüten liegt? Auch in die kleinen Aufgaben viel Liebe stecken.“. „…Und nicht nur in die eine Große“, würde ich jetzt noch ergänzen.
Etwas in mir war bei diesen Worten augenblicklich berührt. Die Königskerze hätte nie ihre große Strahlkraft und ihr Leuchten, wenn sie nicht jeder ihrer vielen kleinen Blüten so viel Liebe widmen würde. Jeder davon ihre ganze Aufmerksamkeit schenken würde. Das heißt umgelegt auf mich, die vielen kleinen Blüten/Aufgaben nicht einfach nur abzuarbeiten, sondern sie vielmehr so zu betrachten, wie wenn sie in diesem Moment das Wichtigste auf der Welt für mich wären. Total auf alles eingehen, was immer gerade zu tun ist. Was mir so bewusst wird, ist, dass mit „Aufgaben“ auch jede einzelne Begegnung, jedes Gespräch und auch jede Situation, in der ich mich befinde, gemeint ist. Auch unangenehme Situationen. Alles verdient meine volle Aufmerksamkeit und Liebe. Das verändert alles.
Es bedeutet für mich auch, die eigenartige Vorstellung endlich über Bord zu werfen, nur die großen Blüten – die Pfingstrosen und Sonnenblumen des Lebens – wären wertvoll und nur diesen „großen“ Aufgaben wäre meine Freude vorbehalten. Auf keine große Blüte warten – alles ist bereits da. Es kommt nicht darauf an, was wir tun, sondern wie wir es tun. Jede ihrer kleinen Blüten macht die Welt reicher, sagt die Königskerze. Danke.
Ein für mich lustiges Detail am Rande: Ganz aus der Nähe betrachtet, besteht auch die scheinbar riesige Sonnenblume (als Vertreterin der Korbblütler) aus Hunderten kleinen Einzelblütchen, die nach und nach von außen nach innen aufblühen. Die/Der botanisch Interessierte kann das gerne nachprüfen 😉
Eine Karte, die ich dazu gezogen habe, bringt es so schön auf den Punkt:
„Offen sein für die Geschenke des Lebens und die Weite des Horizonts jederzeit wahrnehmen, immer und immer wieder aus den engen Denkstrukturen aussteigen. Dann zeigt sich das, was ich suche im gleichen Moment. Es zeigt sich in mir. Alle Schätze sind bereits da. In mir.“
Wenn du auch Lust hast, in eine Pflanze einzutauchen und sie mit dir „arbeiten“ zu lassen – die nächste Gelegenheit gibt es beim Naturberührungs-Kreisabend zur Heilwurz am 18. Juli oder auch bei einer Einzelbegleitung „Deine Natur.Zeit“.